Partizipieren in der Pädagogik: Warum Mitbestimmung in der Kita wichtig ist

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Von einfachen Entscheidungen wie der Wahl des Spielzeugs bis hin zu gemeinsamen Projekten – Kinder können und sollen schon früh lernen, Verantwortung zu übernehmen und eigene Entscheidungen zu treffen. In diesem Artikel beleuchten wir, warum das Partizipieren in der frühkindlichen Bildung so wichtig ist. Wir erklären dir das 9-Stufen-Modell der Partizipation, nennen konkrete Beispiele aus dem Kindergartenalltag und machen die Grenzen der Mitbestimmung sichtbar. 

Partizipieren einfach erklärt – echte Demokratiebildung mit Kindern

Partizipieren bedeutet nichts anderes als Mitwirken, Mitgestalten und Mitentscheiden. In der Pädagogik steht der Begriff für die aktive Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an betreffenden Entscheidungen. Es geht darum, Kinder als Experten und Expertinnen ihres eigenen Lebens zu sehen, ihnen eine Stimme zu geben und ihre Meinungen ernst zu nehmen. 

Mitbestimmung ist vor allem ein wichtiges Werkzeug, um Eigenverantwortung und soziale Kompetenzen schon im frühkindlichen Alter zu fördern. Deswegen ist Partizipation in den Bildungs- und Orientierungsplänen der Bundesländer fest verankert. Das bedeutet, dass alle — Erzieher:innen, Eltern und die Kleinen — in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Die Erwachsenen tragen hierbei die pädagogische Verantwortung und fördern die Entwicklung kinderfreundlicher Lebenswelten sowie gemeinschaftsfähiger Persönlichkeiten.

Partizipieren in der Kita: So gelingt Mitbestimmung im Alltag

Die Partizipation ist eine methodische Form, die Kinder aktiv an Entscheidungen beteiligt. Mit ihrer Hilfe ermöglichen pädagogische Fachkräfte und Eltern den Kleinen, Verantwortung zu übernehmen, Konflikte zu lösen und ein demokratisches Verständnis zu entwickeln. Durch das Mitbestimmungsrecht schenkst du als Erziehungskraft Kindern Vertrauen und zeigst ihnen, dass jede Meinung zählt. So bereitest du sie optimal auf die Herausforderungen des Lebens vor. 

Aber wie konkret können Kinder im Kindergartenalltag partizipieren? Wir haben einige Beispiele für die Mitbestimmung in der Kita zusammengestellt, die du ganz einfach im Alltag integrieren kannst:

  • Gemeinsame Raumgestaltung: Die Kinder dürfen selbst über die Dekoration oder die Anordnung der Möbel entscheiden. Vielleicht entsteht ein kreativer Bastelbereich oder eine Kuschelecke nach ihren Vorstellungen.
  • Gartenprojekte: Ob Gemüse anbauen, Blumen pflanzen oder ein Insektenhotel bauen – die Kleinen bestimmen, was umgesetzt wird und helfen aktiv mit.
  • Mahlzeiten planen: Lass die Kinder Vorschläge machen, was gekocht wird. So wird nicht nur das Lieblingsessen aller entdeckt, sondern auch eine bewusste Auseinandersetzung mit gesunder Ernährung gefördert.
  • Spielplatzregeln: Statt vorgegebener Regeln erarbeiten die Kinder gemeinsam, wie sie sicher und respektvoll miteinander spielen. Dies stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
  • Wochenprojekte: Kinder wählen Themen für Projekte nach ihren persönlichen Interessen. Das steigert die Motivation, weckt Neugier und fördert die Kreativität.
  • Kreativwerkstatt: Die Kleinen überlegen, was sie gestalten möchten, und setzen ihre Ideen eigenständig um. Materialien und Werkzeuge werden gemeinsam ausgewählt. 
  • Kinderkonferenzen: Es gibt regelmäßige Treffen, bei denen die Kinder ihre Ideen und Wünsche einbringen dürfen. Eine offene Gesprächsrunde ist für ältere Kinder ideal. Jüngere kannst du durch spielerische Ansätze abholen.
  • Abstimmungen: Ob es darum geht, welches Spiel gespielt oder welches Buch vorgelesen wird – offene Abstimmungen schaffen Transparenz und schärfen das Demokratiebewusstsein bereits im jungen Alter.

Das 9-Stufen-Modell der Partizipation nach Wright

Das 9-Stufen-Modell nach Wright beschreibt, wie stark Kinder an Entscheidungen beteiligt werden und wie Erwachsene schrittweise Verantwortung übertragen können. Nicht jede Stufe muss zwingend durchlaufen werden, um eine höhere zu erreichen. Es ist auch möglich, direkt auf einer höheren Ebene der Mitbestimmung einzusteigen oder Stufen zu überspringen. In pädagogischen Einrichtungen sollte mindestens die Stufe 6 „Mitbestimmung“ vorliegen, um eine echte Beteiligung der Kinder zu gewährleisten.

Stufe 1 – Instrumentalisierung 

Kinder werden lediglich als Mittel zum Zweck eingesetzt, ohne Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse oder Meinungen. Sie dienen Erwachseneninteressen und haben keinerlei Einfluss. 

Beispiel: Kinder malen ein Bild für eine Ausstellung, die allein den Erwachsenen zugutekommt. Sie wissen nicht, wofür ihre Arbeit verwendet wird.

Stufe 2 – Anweisung

Entscheidungen werden ausschließlich von Erwachsenen getroffen. Kinder erhalten Anweisungen, die sie befolgen sollen. Sie dürfen keine eigenen Vorschläge oder Gedanken einbringen.

Beispiel: Ein Kind wird aufgefordert, ein Spiel aufzuräumen, die pädagogische Fachkraft erklärt aber nicht, warum das wichtig ist.

Stufe 3  – Information

Kinder werden über Entscheidungen informiert, die bereits getroffen wurden. 

Beispiel: Die Erziehenden teilen mit, dass der Spielplatz am Nachmittag gesperrt ist, ohne den Kindern Alternativen vorzuschlagen.

Stufe 4 – Anhörung

Heranwachsende dürfen ihre Meinung äußern. Diese wird zwar angehört, hat aber keinen direkten Einfluss auf die Entscheidung. Erzieher:innen nehmen lediglich die Perspektive des Kindes wahr.

Beispiel: Bei der Auswahl eines Spiels im Morgenkreis wird die Meinung der Kinder erfragt, aber die Erziehenden entscheiden letztlich allein.

Stufe 5 – Einbeziehung

Die Meinungen der Kinder werden aktiv eingeholt und fließen in den Entscheidungsprozess ein. Allerdings liegt die endgültige Verantwortung weiterhin bei den Erwachsenen.

Beispiel: Kinder schlagen Aktivitäten für den Nachmittag vor, und die Erziehenden wählen aus diesen Vorschlägen aus.

Stufe 6 – Mitbestimmung

Entscheidungen werden gemeinsam von Kindern und Erwachsenen getroffen. Die Meinungen der Kinder sind dabei gleichwertig wie die der Erziehenden. 

Beispiel: Gemeinsam wird entschieden, wie der Gruppenraum neu gestaltet wird.

Stufe 7 – Teilweise Mitbestimmung

Kinder übernehmen Verantwortung für bestimmte Aufgaben oder Bereiche, wie z. B. die Organisation eines Projekts. Erwachsene stehen ihnen dabei beratend zur Seite.

Beispiel: Kinder planen und leiten eine Bastelstunde. Die pädagogische Fachkraft greift nur bei Bedarf ein.

Stufe 8 – Entscheidungsmacht

Heranwachsende übernehmen die Verantwortung für Entscheidungen in festgelegten Bereichen und gestalten Abläufe oder Projekte aktiv mit.

Beispiel: Eine Gruppe älterer Kinder plant und organisiert ein Sommerfest für die Kita.

Stufe 9 – Selbstorganisation

Kinder organisieren und verwalten bestimmte Bereiche völlig eigenständig, ohne direkte Einmischung von Erwachsenen. Dies erfordert Vertrauen und klare Rahmenbedingungen.

Beispiel: Kinder pflegen gemeinsam den Garten der Einrichtung und entscheiden, was gepflanzt oder geerntet wird.

Warum Partizipieren in der Pädagogik ein Muss ist

Nicht ohne Grund ist die Partizipation in pädagogischen Einrichtungen gesetzlich Pflicht. Sie bringt sowohl für Kinder als auch für Eltern und Erziehende zahlreiche Vorteile: Erstens stärkt sie die soziale Kompetenz der Kleinen. Wenn diese aktiv in Entscheidungen einbezogen werden, erleben sie Selbstwirksamkeit. Sie merken, dass ihre Meinungen zählen und wirken – ein echter Boost für’s Selbstvertrauen!

Kinder, die mitbestimmen dürfen, gewinnen außerdem an Eigenständigkeit. Sie lernen, sich zu positionieren und entwickeln Ich-Kompetenzen. Das ist wichtig, weil sie dadurch gestärkt in die Welt hinausgehen.

Auch die Dialogfähigkeit und Kooperation wird durch die Mitbestimmung gefördert. Kinder lernen, eine eigene Meinung zu bilden und die anderer Personen zu respektieren. Damit legt Partizipation in Kindertageseinrichtungen schon frühzeitig den Grundstein für eine demokratische Gesellschaft und die politische Bildung. 

Die Vorteile der Partizipation zusammengefasst:

  • Stärkung des Selbstbewusstseins: Kinder lernen früh, dass ihre Meinungen Gewicht haben und geschätzt werden.
  • Förderung von sozialen Kompetenzen: Gemeinsame Entscheidungen schulen das Verständnis für andere Perspektiven und die Konfliktfähigkeit.
  • Kreativität und Eigenverantwortung: Wenn Kinder Verantwortung übernehmen, entwickeln sie eigene Ideen und sind motivierter.
  • Verbessertes Miteinander: Eine Kita, in der Mitbestimmung gelebt wird, strahlt Harmonie und gegenseitigen Respekt aus.
  • Vorbereitung auf die Zukunft: Kinder entwickeln ein starkes Demokratiebewusstsein, soziale Gerechtigkeit und können ihre eigenen Interessen konstruktiv vertreten.

Chancen und Grenzen von Partizipation

Partizipation in der Kita ist ein echter Gamechanger. Sie unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung der Heranwachsenden und stärkt Gruppenprozesse. Kinder gestalten aktiv mit und erfahren, wo die Grenzen ihrer Mitbestimmung liegen. Nicht alles kann und sollte mit den Kindern diskutiert werden – vor allem dann nicht, wenn es um die Sicherheit oder rechtliche Belange geht. Wichtig ist, Kindern verständlich zu erklären, warum bestimmte Entscheidungen von Erziehenden getroffen werden.

Die Aufgabe von pädagogischen Fachkräften liegt also darin, sichere Rahmenbedingungen zu schaffen und den Kindern gleichzeitig Freiräume für eigene Entscheidungen zu lassen. Dieser Spagat ist im Kita-Alltag nicht immer leicht, vor allem wenn Personalmangel herrscht und verschiedene Gruppenrollen und Persönlichkeiten aufeinander treffen. 

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Häufig gestellte Fragen

Warum ist Partizipieren in der Pädagogik wichtig?

Partizipation bereitet Kinder auf ein selbstbestimmtes Leben vor und stärkt soziale Kompetenzen. Aktive Mitbestimmung fördert außerdem Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung.

Wie fördere ich Partizipation als pädagogische Fachkraft?

Stelle den Kindern offene Fragen und gebe ihnen die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen. Zeige ihnen, dass du ihre Meinung wertschätzt und kommuniziere transparent die Grenzen der Mitbestimmung. Alles sollte natürlich stets altersgerecht zugehen.

Ab welchem Alter können Kinder partizipieren?

Schon Kleinkinder können einfache Entscheidungen treffen. Beispielsweise können sie selbst das gewünschte Spielzeug wählen oder entscheiden, welche Kleidung sie tragen wollen.