Künstlicher Darmausgang und Pflegestufe: Leitfaden für die richtige Pflege

Ein künstlicher Darmausgang kann aus unterschiedlichen Ursachen dauerhaft oder vorübergehend notwendig sein und erfordert eine besondere Pflege. In den meisten Fällen können Betroffene sich gut selbst versorgen – vorausgesetzt, es liegt keine Pflegebedürftigkeit vor. Welche Ursachen zu einem Stoma führen können, was du bei der Versorgung beachten musst und welche Pflegeleistungen du dafür erhältst, verraten wir dir in diesem Blogbeitrag.

Definition: Künstlicher Darmausgang

Ein künstlicher Darmausgang, auch Stoma genannt, ist eine chirurgische Öffnung im Bauch, die dazu dient, den Darm mit der Körperoberfläche zu verbinden. Die medizinischen Gründe für einen Stoma sind verschieden: Darmkrebs, unterschiedliche Darmerkrankungen oder operative Eingriffe. Ein externer Darmausgang wird in der Fachsprache auch als Enterostoma bezeichnet. Bei diesem werden der Dickdarm oder der Dünndarm in die Bauchdecke eingenäht. Es gibt zwei unterschiedliche Arten von künstlichen Darmausgängen:

  • Dünndarmausgang (Ileostoma)
  • Dickdarmausgang (Colostoma)

Ein Stoma muss aber nicht immer lebenslänglich bestehen. In manchen Fällen ist lediglich eine temporäre Verlegung eines künstlichen Darmausgangs notwendig, zum Beispiel bei entzündlichen Darmerkrankungen, Darmbrüchen oder Notfalloperationen. Es wird dann von einem vorübergehendem Stoma gesprochen.

Ursachen für einen künstlichen Darmausgang

Die Gründe für einen künstlichen Darmausgang sind vielfältig. Meistens fördern schwere Erkrankungen, Fehlbildungen oder Funktionsstörungen den Einsatz eines Stomas. Für dauerhafte Stomata sind folgende Ursachen am häufigsten:

  • Entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa oder Divertikulose)
  • Darmkrebs
  • Polypen im Darmtrakt
  • Darmfunktionsstörungen
  • Operative Entfernung des Darms oder von Darmabschnitten

Der künstliche Darmausgang kann jedoch auch nur temporär sein. Bei Notoperationen ist dies oftmals eine lebensrettende Maßnahme. So können die Nähte im Darm ungestört heilen und sich nicht durch die Bakterien im Stuhl entzünden. Solche Stomata werden anschließend operativ wieder zurückverlegt, sodass eine natürliche Verdauung über den Darm wieder möglich ist.

Anspruch auf Pflegeleistungen bei einem künstlichen Darmausgang

Viele Menschen mit einem Stoma versorgen sich selbst – zumindest so lange sie noch fit sind und keine Hilfe bei der täglichen Pflege benötigen. Ob ein Anspruch auf Leistungen aus der Pflegekasse besteht, hängt auch bei Personen mit einem künstlichen Darmausgang von der Pflegebedürftigkeit ab. Entscheidend dafür ist, dass die betroffene Person die Voraussetzungen für Pflegegrad 1, 2, 3, 4 oder 5 erfüllt. Hierfür müssen Bedürftige einen Antrag auf Pflegeleistungen bei ihrer zuständigen Pflegekasse stellen. Professionelle Gutachter:innen prüfen anschließend die Selbstständigkeit der betroffenen Person im Alltag. Dazu gehören neben körperlichen Einschränkungen auch psychische Defizite, welche die Selbstständigkeit beeinträchtigen. 

Pflegebedürftige mit einem anerkannten Pflegegrad können Leistungen aus der Pflegekasse bzw. Pflegeversicherung in Anspruch nehmen. Das Pflegegeld oder die Pflegesachleistungen sind flexibel einsetzbar und lassen sich beispielsweise für einen ambulanten Pflegedienst verwenden. Eine vollstationäre Pflege ist bei einem künstlichen Darmausgang nicht notwendig.

5 Tipps zur Pflege von Patient:innen mit 

künstlichem Darmausgang

Nach der Verlegung eines Stomas stehen Betroffenen für die anschließende Versorgung speziell ausgebildete Stomatherapeuten zur Verfügung. Sie überwachen in den ersten Tagen nach der OP die Ausscheidungsmenge sowie -art, die Durchblutung des Stomas und den Zustand der Haut. Zudem sind sie für die Beratung der Patient:innen zuständig und helfen bei der Auswahl des geeigneten Versorgungsmaterials sowie der ersten ambulanten Versorgung. Die weitere pflegerische Versorgung wird entweder von der betroffenen Person selbst übernommen, andernfalls von pflegenden Angehörigen oder einem ambulanten Pflegedienst ausgeführt.

In jedem Fall fordert die Pflege eines künstlichen Darmausgangs höchste Sorgfalt und das richtige Know-how, um Infektionen oder Hautreizungen zu vermeiden. Wir haben fünf nützliche Tipps für die Versorgung in häuslicher Pflege zusammengestellt.

Tipp 1: Auswahl der richtigen Stomaversorgung

Es gibt verschiedene Arten von Stomaversorgungen, die sich in ihrer Handhabung unterscheiden. Bei einteiliger Versorgung muss die Hautschutzplatte täglich gewechselt werden, bei zweiteiliger Versorgung genügt der Wechsel alle paar Tage. Zudem solltest du darauf achten, dass die Stomaversorgung die richtige Größe hat. Um die richtige Größe zu finden, gibt es sogenannte Stomaschablonen. Mit ihrer Hilfe und einer Schere kannst du die Hautschutzplatte auf die richtige Größe zuschneiden, sodass sie exakt auf die Öffnung des künstlichen Darmausgangs passt. Das ist wichtig, damit keine Exkremente austreten und auf die Haut gelangen.

Tipp 2: Hygiene als oberstes Gebot

Der Beutel vom Bauch sollte täglich gewechselt werden, um Infektionen zu vermeiden und das Wohlbefinden der Betroffenen zu steigern. Verwende warmes Wasser und pH-neutrale Seife, um den künstlichen Darmausgang und die umliegenden Hautstellen in kreisenden Bewegungen von außen nach innen zum Stoma hin zu reinigen. Trockne die Haut gründlich ab, bevor du eine neue Stomaversorgung anbringst. Der alte Beutel kann anschließend über den Restmüll entsorgt werden. 

Du benötigst diese Materialien zur Reinigung:

  • neue Stomaversorgung (einteilige Versorgung oder zweiteilige Versorgung)
  • Wasser
  • pH-neutrale Seife 
  • Kompressen 
  • Stomaschablone, Schere und Folienstift
  • Händedesinfektionsmittel und Schutzhandschuhe
  • Hautschutzcreme 
  • Stomagürtel 
  • ggf. Abdichtungsmaterial

Tipp 3: Überwachung und Anpassung der Pflege

Beobachte Veränderungen der umgebenden Haut, wie Rötungen, Schwellungen oder Hautirritationen. Diese können auf Entzündungen hinweisen und sollten von einem Arzt oder einer Ärztin untersucht werden. Die Pflegeroutine hängt individuell von der betroffenen Person ab und kann – je nach Beeinträchtigung und bei einem anerkannten Pflegegrad – neben der täglichen Stormaversorgung auch die Grundpflege beinhalten.

Tipp 4: Ernährung und Flüssigkeitszufuhr

Eine ausgewogene Ernährung und große Flüssigkeitszufuhr sind wichtig, um die Gesundheit des Darms zu fördern. Grundsätzlich können Personen mit einem Stoma alles essen. Es ist jedoch besser, auf fettige oder blähende Speisen zu verzichten. Ein gründliches Kauen beim Essen verhindert zudem, dass eine Stomablockade entsteht.

Tipp 5: Psychische Unterstützung

Neben der Pflege ist auch die soziale Unterstützung wichtig, da die neuen Lebensumstände mit einem künstlichen Darmausgang für Betroffene häufig belastend sind. Der Umgang mit den Veränderungen erfordert Zeit und Geduld. Familie, Freund:innen, Therapeut:innen, medizinisches Personal oder auch Selbsthilfegruppen können Betroffenen seelischen Beistand bieten und dazu beitragen, ihr Wohlbefinden zu steigern.

Die Lebensqualität mit der richtigen Pflege bei Stoma-Patient:innen steigern

Menschen mit einem künstlichen Darmausgang haben grundsätzlich kaum Einschränkungen in ihrem Alltag. Wie sie diesen gestalten, hängt vielmehr von ihrer Selbstständigkeit sowie ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit ab. Ebenso davon, ob sie die Stomaversorgung selbst übernehmen können oder dafür auf Hilfe von Angehörigen oder einem ambulanten Pflegedienst angewiesen sind. Die tägliche Versorgung, passende Materialien und eine gesunde Ernährung mit hoher Flüssigkeitszufuhr sind entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Personen mit einem Stoma. Seelische Unterstützung durch die Familie oder Therapeut:innen hilft Betroffenen, besser mit den neuen Lebensumständen umzugehen.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein künstlicher Darmausgang?

Ein künstlicher Darmausgang, auch Stoma genannt, ist eine chirurgische Öffnung, die auf der Bauchdecke angelegt wird, um den Darminhalt abzuleiten. Es gibt verschiedene Arten von Stomas, darunter Colostoma (Dickdarmausgang) und Ileostoma (Dünndarmausgang).

Welche Pflegestufe bekommen Patient:innen mit einem künstlichen Darmausgang?

Welchen Pflegegrad (Erneuerung der früheren Pflegestufe) Personen mit einem künstlichen Darmausgang erhalten, lässt sich nicht pauschal sagen. Es hängt davon ab, wie viel Betroffene in ihrem Alltag selbständig machen können und in welchen Bereichen sie auf fremde Hilfe angewiesen sind. Als Bemessungsgrundlage für Leistungen aus der Pflegekasse wird durch den Medizinischen Dienst ein Gutachten erstellt, das die antragstellende Person in verschiedenen Lebensbereichen ihres Alltags beurteilt. Je mehr Unterstützung die betroffene Person benötigt, desto höher ist der Pflegegrad.

Gibt es finanzielle Unterstützung für Personen mit künstlichem Darmausgang und einer anerkannten Pflegestufe?

Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad (ehemals Pflegestufen) erhalten Pflegeleistungen aus der Pflegekasse bzw. Pflegeversicherung. So kann beispielsweise ein ambulanter Pflegedienst, der sich um die Stormaversorgung kümmert, über das Pflegegeld oder Pflegesachleistungen finanziert werden.